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NETWAYS Blog

SSL leicht gemacht – CSR und Keyfile erstellen und Zertifikat ordern

Oftmals kommt trotz der breiten Verfügbarkeit von Letsencrypt der Wunsch nach kostenpflichtigen Zertifikaten auf. Die Gründe sind vielfältig: längere Gültigkeit, Wildcard-, Multidomain- oder Extended-Validation (Grüne-Leiste) Zertifikate – all das bietet Letsencrypt leider nicht und deshalb ist der Bedarf nach solchen Zertifikaten noch immer vorhanden. In den nächsten Wochen werden wir immer wieder Blogposts zum Thema SSL erstellen, alle zu finden in unserer Serie „SSL leicht gemacht“
Zu aller Anfang wird ein CSR (Certificate Signing Request) und ein Keyfile (privater Schlüssel) benötigt. Aus Sicherheitsgründen empfehlen wir prinzipiell die Erstellung gleich auf dem Zielsystem des Zertifikates vorzunehmen, so müssen die Daten nicht umgezogen werden und bleiben nicht „zufällig“ irgendwo liegen.
Los geht’s mit dem Kommando

openssl req -new -nodes -keyout netways.de.key -out netways.de.csr -newkey rsa:4096

Dadurch wird im aktuellen Verzeichnis ein Privatekey mit einer Schlüssellänge von 4096 Bit (default 2048) angelegt. Der folgende Wizard sammelt nun noch die Daten für das CSR ein.
Hier wird nach dem Land, dem Staat, der Stadt, der Firma, der Abteilung, der zu sichernden Domain und der Kontaktmailadresse gefragt. Eingaben können auch leergelassen werden und mit der Eingabetaste übersprungen werden (ACHTUNG: Defaultwerte (sofern vorhanden) aus den eckigen Klammern werden übernommen).
Zur Kontrolle kann das CSR noch mit dem Kommando

openssl req -in netways.de.csr -noout -text

überprüft werden. Übrigens gibt es bei Umlauten (wie so oft) Probleme. Wir vermeiden diese gern durch die Verwendung englischer Städtenamen wie im aktuellen Beispiel zu sehen.
Abschließend kontrollieren wir das Keyfile noch (zumindest, ob es so in der Art aussieht).

Fertig, nun geht man zur Bestellung des Zertifikates über. Hierzu kann man auf jeden beliebigen Zertifikatshändler zurückgreifen. Wegen anhaltender „Unstimmigkeiten“ bei Google und Symantec empfehle ich persönlich (bei der Neubestellung) auf Produkte von Comodo zurückzugreifen. Die Comodo-Zertifikate sind preislich im Mittelfeld und die Akzeptanz der Zertifikate ist hoch. Für die Bestellung wird nur der CSR benötigt. Das Keyfile sollte keinesfalls an irgendjemanden weitergegeben werden und auf dem Server verbleiben.
Bei der Bestellung werden nochmal alle möglichen Daten, gewünschte Laufzeit usw. abgefragt. Unter anderem auch die Mailadresse. Die Auswahlmöglichkeiten dieser ist oftmals beschränkt. Die ausgewählte Mailadresse muss zwingend verfügbar sein, um die Validierung via Mail abzuschließen und ein Zertifikat zu erhalten. Sofern alles geklappt hat, bekommt man später in der Regel per Mail das Zertifikat und ggf. das CA-Bundle zugeschickt.
Wie das alles nun zusammen eingerichtet wird, schreibe ich im Artikel Zertifikat einbinden (Apache2).
In den anderen (teilweise noch kommenden) Blogposts zum Thema SSL leicht gemacht geht es um:

Übrigens: Zertifikate müssen nichts kosten. Eine Alternative mittels Letsencrypt ist hier beschrieben.

kostenfreie TLS-Zertifikate mit Let's Encrypt

Let’s Encrypt hat seit gut einem Jahr die Testphase verlassen und verteilt fleißig Zertifikate – kostenfrei versteht sich. Wo anfangs in der Testphase „nur“ wenige Millionen Zertifikate ausgegeben wurden, ist diese Zahl inzwischen kräftig gewachsen – Tendenz steigend. WordPress und andere Dienste setzen Let’s Encrypt in breitem Maße ein um das Internet ein bisschen besser (sicherer) zu machen.
Neben der reinen Absicherung der Verbindung hilft ein Zertifikat noch beim Ranking und dem lästigen Wegklicken von Sicherheitswarnungen bei selbstsignierten Zertifikaten, beispielsweise bei Testumgebungen. Chrome bemängelt seit der Version 39 auch die Sicherheit von normalen HTTP-Verbindungen und kennzeichnet diese als „nicht sicher“.
Die Zertifikate von Let’s Encrypt sind nicht besser oder schlechter als andere Zertifikate – nur kosten sie nichts und sind nicht so lange gültig – durch Automatismen zur Erneuerung eher ein Vorteil als ein Nachteil. Bei Let’s Encrypt gibt es keine Wildcard- oder EV-Zertifikate, wenn der Wunsch nach diesen besteht, greift man lieber zu kommerziellen Produkten. Auch wenn die Validierung mehr Sicherheiten bringen soll, als eine Domain-Validierung (hier wird ein Hash in einem vhost hinterlegt und von Let’s Encrypt geprüft), wird einem ein kommerzielles Produkt nahe gelegt.
Also eignen sich die Zertifikate für folgende Anwendungsfälle: Basisabsicherung von Diensten, wo sonst keine Verschlüsselung unbedingt notwendig wäre (z. B. WordPress-Blog), Absicherung von Staging-Systemen, Absicherung als kostenfreie Zugabe des Hosters, Absicherung von internen Diensten und zur Absicherung von privaten Websiten.
Aber wie kommt man nun zu den Zertifikaten?
Hier gibt es verschiedene Wege, allerdings gehe ich nur kurz auf die Command-Line basierte Beantragung ein. Dafür wird von Let’s Encrypt selbst der Certbot empfohlen, der bringt alles mit.
Nach dem Download / der Installation des Certbots (hier kommt es auf die Distribution an) kann dieser mittels dem einfachen Aufrufs

./certbot-auto

starten. Jetzt werden die weiteren Abhängigkeiten noch aus dem jeweiligen Paketmanager nachinstalliert. Ein Wizard startet und fragt welche Domains abgesichert werden sollen und ob ein automatischer (sicherer) redirect von HTTP auf HTTPS erfolgen soll (Hierzu werden Rewrite-Rules in der VHost-Config angelegt). Der Rest geht von alleine, eine CSR wird erstellt, ein vhost für die Domain-Validierung wird angelegt, es wird von extern gecheckt, ob der String im vhost erreichbar ist, Zertifikat wird ausgeteilt und gleich eingerichtet.
Achtung, nachdem der Wizard angestoßen wurde, wird mehrfach der Webserver neugestartet und Configfiles verändert. Für eine alternative Beantragung mit mehr Eigenverantwortung bitte die Hinweise zu certonly und webroot lesen.
Zertifikat nur 90 Tage gültig – was tun?
Die TLS-Zertifikate von Let’s Encrypt sind nur 90 Tage gültig. Die Beweggründe hierfür sind unterschiedlich. Aber aus meiner Sicht ist dies ein wesentlicher Sicherheitsvorteil. Damit es zu keinen Zertifikatsfehlern kommt, heißt es hier im richtigen Moment die Erneuerung der Zertifikate anzustoßen. Denn ein neues Zertifikat bekommt man erst kurz vor Ablauf des alten Zertifikates. An dieser Stelle komme ich an die vormals angesprochenen Automatismen zurück. So reicht es eigentlich täglich 1-2x einen Cron laufen zu lassen:

./certbot-auto renew

Durch dieses Kommando schaut der Certbot beim jeweiligen Lauf des Crons, ob das Zertifikat in Kürze abläuft. Wenn ja, wird ein neues Zertifikat beantragt und hinterlegt, wenn nicht meldet sich der Certbot nur mit einer kurzen Meldung im Log:

INFO:certbot.renewal:Cert not yet due for renewal

Auch hier sicherheitshalber nochmal der Hinweis, dass alle Abhängigkeiten beim renew aktualisiert werden (zu vermeiden mit dem –no-self-upgrade Flag). Desweiteren wird auch wieder ein vhost angelegt und der Webserver-Dienst durchgestartet.
Auch unsere Kunden mit komplexen Setups hinter Loadbalancern und HA-Clustern können von Let’s Encrypt profitieren – wir bauen hierzu die passende Lösung.
Freuen wir uns auf die nächsten Jahre, der wichtigste Schritt wurde bereits gemacht. Wer bei uns Kunde ist, kann schon heute von diesem tollen Service profitieren.

Zeit ist einzigartig


Einige haben erst am 12. Dezember 2012 gemerkt, dass die Zeit einzigartig ist. CAs hingegen wissen das schon seit Längerem und wissen dies auch effektiv zu nutzen. Bei meinem letzten Setup bin ich wieder über diese Falle gestolpert: Die Einrichtung der externen CA und des Puppetmasters ging wie immer ohne Probleme, nur jegliche Zertifikate wollten nicht akzeptiert werden. Wer Puppet einsetzt wird diese Fehlermeldung sofort erkennen:
err: Could not retrieve catalog from remote server: SSL_connect returned=1 errno=0 state=SSLv3 read server certificate B: certificate verify failed: [certificate signature failure for /CN=puppet ]
Wir können in diesem Fall zum einen prüfen, ob unsere CA die selbe ist.
Mit OpenSSL können Zertifikate lesbar dargestellt werden.
openssl x509 -text -noout -in /path/to/ssl/certs/ca.pem | grep Issuer
In dem Output sollte dann eine Zeile mit dem Issuer zu sehen sein und wenn dieser mit der Puppet CA nicht übereinstimmt, müssen deren Einstellungen überprüft werden. Dabei können diese Befehle hilfreich sein.
sudo puppet master --configprint certname
sudo puppet master --configprint ca
Sobald aber hier alles richtig konfiguriert wurde, ist es zum anderen gut ein Auge auf die Zeit zu werfen.
Wenn die Zeit nicht stimmt kann es dazu kommen, dass Zertifikate in der Zukunft ausgestellt werden und diese für die CA keine Gültigkeit besitzen.
Ein einheitlicher Zeitserver kommt diesem Problem entgegen, denn mit ihm vermeiden wir Zertifikate in der Zukunft auszustellen. Wenn dieser nicht vorhanden ist, reicht ein einfaches:
sudo apt-get install ntp
und eventuell ein kurzer Neustart. Danach muss der Puppet Agent neu signiert werden. Dazu müssen alle Zertifikate gelöscht werden.
Auf dem Puppetmaster:
sudo puppet cert clean yourserver.localdomain
Auf dem Client:
sudo rm -rf /path/to/puppet/ssl/*  #Default ist /var/lib/puppet/ssl/
Anschließend kann ein neuer Testlauf auf dem Agent ausgeführt werden, der dann ein neues Zertifikat generiert
sudo puppet agent --test
und durch den Puppetmaster validieren lässt.
sudo puppet cert sign yourserver.localdomain
P.S.: Achtet bei eurer Icinga2 HA Installation auch auf die Zeit, hier werden ebenfalls SSL Zertifikate benutzt und unterschiedliche Zeitserver können zu Zeitverschiebungen (im Projekt) führen. 😉

Thilo Wening
Thilo Wening
Manager Consulting

Thilo hat bei NETWAYS mit der Ausbildung zum Fachinformatiker, Schwerpunkt Systemadministration begonnen und unterstützt nun nach erfolgreich bestandener Prüfung tatkräftig die Kollegen im Consulting. In seiner Freizeit ist er athletisch in der Senkrechten unterwegs und stählt seine Muskeln beim Bouldern. Als richtiger Profi macht er das natürlich am liebsten in der Natur und geht nur noch in Ausnahmefällen in die Kletterhalle.