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Weder eins noch null – Nicht-binäre Leute

by | Jul 14, 2021 | NETWAYS

This entry is part 4 of 5 in the series Queerer Monat

Einer unserer Werte ist Diversität. Bei uns sind alle willkommen: Egal, ob straight, bi, gay oder gray, ob Frau, Mann oder was ganz anderes, ob Cis oder Trans, ob ein Partner, keiner oder eine ganze Schar, oder irgendwie ganz anders ver-queert. Egal, welche Nationalität oder Herkunft – was zählt, bist Du als Mensch und wir respektieren Dich und sind #proud, dich bei uns zu haben! Seit über einem Jahr gibt es bei NETWAYS auch die Gruppe Queerways, die dem Austausch rund um LGBTQI+ dient. Anlässlich des Pride Months Juni haben wir eine kleine Serie entwickelt, mit der wir euch queere Themen näherbringen wollen. Heute, pünktlich zum International Non-Binary People’s Day – mache ich mit meinem Post den Abschluss zu unserem queeren Monat. 

Was sind denn bitte nicht-binäre Leute? Irgendwas mit Computern?

Nichtbinär, manchmal auch non-binär oder wie im Englischen nonbinary, ist ein Überbegriff für alle Menschen, die weder männlich noch weiblich sind – also nicht im binären System sich einer 1 oder 0 zuordnen lassen. Transgeschlechtlich ist ein Überbegriff für alle Menschen, die nicht das Geschlecht sind, dem sie bei der Geburt zugewiesen wurden. Die wenigsten nicht-binären Menschen haben bei Geburt nicht eines der beiden Geschlechter “männlich” oder “weiblich” zugewiesen bekommen, würden damit also technisch unter den Trans* Schirmbegriff fallen. Das heißt aber nicht, dass sich Jedermensch damit wohl fühlt, trans genannt zu werden, denn Transgeschlechtlichkeit kommt oft mit gewissen Erwartungen einher. Trans ist wie bei jeder anderen Identität, wer sich selbst als trans definiert. Dem gegenüber steht der Begriff cis: cis Menschen sind alle die, bei denen das bei Geburt zugewiesene Geschlecht auch gestimmt hat und gelebt wird.

Sexualität vs. Identität

Nicht Binär Flagge

Die Flagge der nicht Binären Leute ist gelb-weiß-lila-schwarz

Der inzwischen nicht mehr so gern gesehene Begriff der “Transsexualität” hat im deutschsprachigen Raum zu Verwirrungen geführt, denn der englische Begriff “-sexual” wurde ins Deutsche fälschlicherweise als “-sexuell” übersetzt anstelle von “-geschlechtlich”. Trans* ist also keine sexuelle Orientierung, wie Homosexualität, Bisexualität oder Heterosexualität, sondern ein geschlechtliches Sein. Die sexuelle Orientierung von trans Personen ist genauso vielfältig wie bei cis Personen.

Wie sieht denn so ein nicht-binärer Mensch aus?

Komplett individuell, es gibt keinen “nicht-binären Look” und keinen Standard wie jemand auszusehen hat. Es gibt nicht-binäre Menschen, die sich sehr feminin geben, oder maskulin oder eben solche die versuchen, davon abzuweichen. Nur weil sich eine Person, die man als Frau wahrnimmt, nicht traditionell weiblich gibt, heißt das nicht, dass sie keine ist. Ungeachtet der eigenen Identität kann man sich darstellen wie es einem am besten in den Kram passt. Und medizinisch gibt es einige Möglichkeiten, die man wahrnehmen kann, um sich in seinem Körper wohler zu fühlen, die manche in Anspruch nehmen und manche nicht. Es wird aber im Allgemeinen als weniger höflich angesehen, Menschen nach ihren medizinischen Hintergründen und Plänen diesbezüglich zu fragen. 

Umgang mit Sprache

Die deutsche Sprache ist alles andere als geschlechtsneutral. Alles worüber man sprechen kann, ist entweder männlich, weiblich oder neutral, wobei das Neutrum in der Regel als entmenschlichend angesehen wird. Für trans Menschen, die sich oft sehr stark mit ihrem Geschlecht auseinandersetzen, ist es in der Regel super wichtig, dass über sie auch richtig gesprochen wird. Bei nicht-binären Menschen gibt es da aber das Problem, dass für sie oft weder männliche noch weibliche Anreden richtig passen und sie sich vielleicht auch nicht mit der objektifizierenden Natur des Neutrums identifizieren. Die richtige Sprache ist immer eine individuelle Entscheidung und sollte also am besten einfach kurz erfragt werden – die meisten Menschen, denen das Thema am Herzen liegt, werden bei einer respektvollen Anfrage auch gerne eine Erklärung geben. Am häufigsten wird man über Pronomen “gegendert”. Pronomen sind Worte, die wir verwenden um ein Nomen zu ersetzen. Ein Nomen könnte eine Person sein, oder ein Tier, Ort oder Objekt, im Deutschen sind diese auch leicht daran zu erkennen, dass man sie auch mitten im Satz groß schreibt. Oft verwenden wir die vollen Namen von Dingen, wenn wir sie beschreiben. Frau Merkel, der Eiffelturm, der Tisch – das sind alles Beispiele von Nomen. (Personal-)Pronomen nutzen wir dann, wenn wir die Namen nicht immer aussprechen wollen. Gängige deutsche Personalpronomen sind ich, du, er, sie, es, wir, ihr und der Plural sie. Es wird aber von Sprachforschen und queeren Aktivist:innen stets an guten Alternativen für geschlechtsbefreite Pronomen / Sprache gearbeitet. 

Persönliche Erfahrungen

Ich selbst bin, wie vielleicht bereits hervorgegangen ist, non binary. Meine Pronomen sind im Deutschen es/sein. So gerne ich auch sagen würde, dass jede:r bei NETWAYS immer alles richtig macht im Bezug auf meine Identität, ist dies leider weder wahr noch realistisch. Wir sind alle Menschen und damit Gewohnheitstiere, die seit jeher in einer binär dominierten Welt leben. Ich habe schon die ein oder andere Email an unseren Verteiler geschickt – “Betreff: In privater Sache”. Habe oft an meine Pronomen erinnern müssen und viele Gespräche geführt. Aber was NETWAYS auszeichnet und besonders macht: Ich werde akzeptiert, die Leute sind neugierig und stellen ihre Fragen offen und diese sind selten zu übergriffig. Ich habe das Gefühl, dass ich existieren darf und meine Mitarbeitenden mir zur Seite stehen, auch wenn sie mich nicht immer verstehen – und fairerweise, das tu ich selbst ja auch nicht immer. Also wenn ihr irgendwelche Fragen habt, gibt es unter nonbinary.ch eine super gute Ressource, um noch mehr zu dem Thema zu lernen. Ihr könnt auch gerne auf mich zukommen, auf Twitter findet man mich als @the_feufeu

Feu Mourek
Feu Mourek
Developer Advocate

Feu verbrachte seine Kindheit im schönen Steigerwald, bevor es sich aufmachte die Welt zu Erkunden. Seit September 2016 unterstützt es Icinga zunächst als Developer und seit 2020 als Developer Advocate, und NETWAYS als Git und GitLab Trainer. Seine Freizeit verbringt es hauptsächlich damit Video-, und Pen and Paper Rollenspiele zu spielen, sich Häuser zu designen (die es sich nie leisten können wird) oder ganz lässig mit seinem Cabrio durch die Gegend zu düsen.

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