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Ceph auf Raspberry Pi als Bastelstorage

by | Sep 22, 2022 | Ceph

Ceph auf Raspberry Pi als Bastelstorage ist eine (relativ) einfache Möglichkeit, eine Technologie wie Ceph auszuprobieren, ohne gleich Racks voller Server anschaffen zu müssen. Ceph hat mich schon sehr lange gereizt, es mal intensiver ansehen zu können, aber mich hat immer der doch nicht unerhebliche Hardware-Aufwand abgeschreckt. Nach etwas Recherche habe ich aber herausgefunden, dass man, mit einigen Kompromissen, durchaus ein taugliches System auch mit einfacher Hardware zum Laufen bekommen kann.

Da ich oft höre, dass ich zu viele Worte mache, dachte ich, ich lass den technischen Teil diesmal großteils weg und verlinke dafür auf die Anleitung, die ich selber benutzt habe. Doch eine Warnung vorweg: Das, was man sich damit bastelt, ist sicherlich nicht das, was man “Best Practices” oder auch nur “stabil für Produktion” nennen würde. Meiner Erfahrung nach reicht es aber auf jeden Fall für’s Home Lab, als Storage für einen Proxmox mit diversen Services für Home Automation (z.B. Homeassistant und Grafana mit InfluxDB) und als Ablöse für eine 10 Jahre alte Qnap (mit entsprechendem Backup jedenfalls).

Was ich verändert habe, zu der Anleitung ist folgendes

  • Statt PoE werden meine Raspis direkt mit Strom versorgt
  • Ich habe nur 3 Raspberry Pi, dafür weitere Knoten (siehe unten)
  • Statt der mikrigen USB Sticks, die hauptsächlich für Tests taugen, hab’ ich jedem Raspi eine 8TB USB Platte verpasst (Muhahaha!)

Durch die insgesamt 24TB Storage, die sich bei mir ergeben haben, habe ich, trotz ausreichender Redundanz tatsächlich genug Platz, meine VMs und eben den Inhalt der Qnap dorthin übernehmen zu können. Da meine Raspberry Pi jeweils nur 4GB Ram haben, bin ich schon sehr weit von “Best Practices” entfernt. Aber was soll ich sagen: Es funktioniert doch erstaunlich gut. Aber, es hat sich auf jeden Fall bewährt, einige der Ceph-internen Dienste auf andere Hosts auszulagern. Im nächsten Abschnitt erkläre ich kurz, wie.

Das Ceph nutze ich als Storage Backend für 3 Proxmox Hosts, wofür die drei Raspberry Pi gerade noch ausreichend sind. Spätestens wenn man aber Ceph-FS (also das Filesystem, das man direkt einbinden kann) möchte, braucht man noch weitere Dienste. Das geht sich auf den Raspberry Pis dann insgesamt nicht mehr aus. Nach der Anleitung erhält man über das Ceph Dashboard eine Möglichkeit, Dienste auf Knoten im Cluster zu verschieben. Ein “Dienst” In diesem Zusammenhang ist dann “unter der Haube” ein Docker Container, der auf dem angegebenen Host gestartet wird. Dabei sucht sich Ceph per Default einfach Knoten aus, auf denen die Container gestartet werden – meist mehrere für Redundanz. Wenn man das steuern will, kann man den Knoten Tags verpassen und Services an Tags binden. Um jetzt die Last von den Raspberry Pi zu bekommen, habe ich nochmal drei Knoten mit Fedora Server hochgezogen, diesmal aber in Proxmox. Um kein Henne-Ei Problem zu erschaffen liegt deren Storage auf den lokalen SSDs der Proxmox Hypervisor. Damit beantwortet sich auch die Frage, ob man in Ceph verschiedene Architekturen mischen kann: Ja. Im Endeffekt sind jetzt die “OSD”, also die Dienste, die sich ums Storage Management kümmern, auf den Raspis und alles andere auf den VMs auf dem Proxmox.

Ceph-Dashboard

Screenshot meines Ceph Dashboard

Wie geht’s weiter

Das schöne an Ceph ist, dass man beim Ausbau so flexibel ist. Wenn ich bei der Qnap mehr Speicher möchte, müsste ich aktuell eine neue Qnap kaufen und alle Platten ersetzen. Dagegen kann ich bei Ceph einfach noch einen Raspi mit einer weiteren Platte dazu stellen. Damit hätte ich nicht nur mehr Speicher, sondern auch mehr Durchsatz, mehr Ram, mehr CPU und vor allem mehr Redundanz.

Wenn’s mal zu langsam wird, könnte ich auch NUCs oder ähnliches Gerät mit anbinden und Dienste, die besonders viel Geschwindigkeit brauchen, dort laufen lassen.

Was waren die Probleme?

Am meisten geärgert hat mich, dass ich nicht kapiert hatte, dass die Ceph Container nur auf 64 bit Systemen laufen. Das heisst, man braucht erstens einen Raspberry Pi 4 (oder einen bestimmten 3er) und ein 64bit OS. Die Anleitung zeigt hier nur auf die Fedora Installationen. Die 64bit Variante muss man sich erst noch raus suchen. Bevor ich das kapiert hatte, musste ich meine Raspi ein paar mal neu aufsetzen.

Die 8TB Platten wurden mir lange nicht angezeigt. Man kann Platten in der Version des Dashboards, das mir installiert wurde, wohl nicht für die Verwendung vorbereiten. Dafür gibt’s dann folgenden Befehl, der die cephadm CLI in einem eigenen Container startet.

./cephadm ceph-volume lvm zap /dev/sda

Der Befehl plättet dann die Platte /dev/sda und stellt sie als ganzes für Ceph bereit.

Fazit

Sonderlich lange läuft meine Ceph Installation noch nicht, weshalb ich noch keine Langzeiterfahrungen damit anführen kann. Bisher lässt sie sich aber gut an, um Ceph mal kennen zu lernen und auch ausreichend Platz für zuhause bereitstellen zu können. Ich bin froh, dass ich es probiert habe und werde das System wohl langsam und nach Bedarf ausbauen.

Thomas Widhalm
Thomas Widhalm
Manager Operations

Pronomina: er/ihm. Anrede: "Hey, Du" oder wenn's ganz förmlich sein muss "Herr". Thomas war Systemadministrator an einer österreichischen Universität und da besonders für Linux und Unix zuständig. Seit 2013 ist er bei der NETWAYS. Zuerst als Consultant, jetzt als Leiter vom Operations Team der NETWAYS Professional Services, das unter anderem zuständig ist für Support und Betriebsunterstützung. Nebenbei hat er sich noch auf alles mögliche rund um den Elastic Stack spezialisiert, schreibt und hält Schulungen und macht auch noch das eine oder andere Consulting zum Thema. Privat begeistert er sich für Outdoorausrüstung und Tarnmuster, was ihm schon mal schiefe Blicke einbringt...

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