Trotz der Stabilität von GNU/Linux kann es vor allem bei Vorabversionen u. U. vorkommen, dass sich das System aufhängt und nicht mehr auf Eingaben reagiert. Wer auf diesen Fall vorbereitet ist, muss im Zweifelsfall nicht gleich den Stecker ziehen und evtl. wertvolle Daten verlieren.
Magische S-Abf-Taste
Die Magische S-Abf-Taste ermöglicht es Benutzern, die vor einer physischen Tastatur sitzen, dem Kernel direkt Befehle zu erteilen. Je nach Distribution/Standard-Konfiguration muss dieser Kanal zuerst überhaupt freigeschaltet werden:
# sysctl kernel.sysrq=502
Zwecks Persistenz muss der Datei /etc/sysctl.conf
eine entsprechende Zeile hinzugefügt (bzw. angepasst) werden:
kernel.sysrq=502
Nun ist es an der Zeit, die Taste zu testen. Dazu kann – vorzugsweise in einer Konsole (Strg+Alt+F2) – die Tastenkombination Alt+SysAbf+H, die die Hilfe anzeigen lässt, verwendet werden (Alt drücken und halten, SysAbf drücken und loslassen, H drücken und loslassen, Alt loslassen). Im Erfolgsfall kann zukünftig bspw. ein nicht mehr reagierender X-Server mit Alt+SysAbf+K abgeschossen werden.
Laptops und Netbooks
… haben meist eine kompakte(re) Tastatur im Vergleich zu Schreibtischrechnern mit weniger Tasten und evtl. keiner SysAbf-Taste. Eine vorhandene Druck-Taste muss nicht zwingend auch die SysAbf-Taste stellen. Um deren Funktionalität trotzdem nutzen zu können, muss eine andere Taste “umgebogen” werden. Hierzu wird in einer Konsole showkey -s
eingegeben. Dieses Kommando müsste folgende Ausgabe erzeugen:
KB-Modus war UNICODE [ Wenn Sie das unter X probieren, muss es nicht funktionieren, da der X Server ebenfalls von /dev/console liest. ] Drücken Sie eine Taste (Programmende 10 s nach dem letzten Tastendruck)... 0x9c
Nun muss die umzubiegende Taste – bspw. die Windows-Taste – gedrückt und losgelassen werden. Dies sollte folgende Ausgabe erzeugen:
0xe0 0x5b 0xe0 0xdb
Von diesen 4 Hexadezimalzahlen steht die erste Hälfte (0xe05b
) für das Drücken und die zweite für das Loslassen der Taste. Nun kann die Windows-Taste mit folgendem Kommando umgebogen werden:
# setkeycodes e05b 99
Die 99 steht hierbei für die SysAbf-Taste.
$ grep -Fwe KEY_SYSRQ /usr/include/linux/input.h #define KEY_SYSRQ 99 $
Zwecks Persistenz muss dieses Kommando automatisch beim Systemstart ausgeführt werden. Dies kann z. B. wie folgt eingerichtet werden:
# echo " # Make the Windows key working like SysRq @reboot root $(which setkeycodes) e05b 99" >>/etc/crontab
Fazit
Die meisten häufig genutzten Distributionen haben alles nötige schon von Haus aus eingerichtet. Meiner Meinung nach ist diese Anleitung trotzdem zumindest für Nutzer von Systemen wie Arch, Fedora oder Debian Testing absolutes Pflichtprogramm. Möglichen Datenverlusten einen Riegel vorzuschieben kann keinesfalls schaden.
0 Comments