Die Aufwandsschätzung eines Projekts ist immer so eine Sache: entweder man möchte gut dastehen und schätzt zu optimistisch oder man möchte sich lieber gewisse Puffer nehmen und schätzt zu vorsichtig. Dabei bleibt einem Team oft nichts anderes übrig als auf Erfahrungswerte zurückzugreifen, um einen halbwegs realistischen Aufwand herauszubekommen. Ein Werkzeug, welches dem ganzen Abhilfe schaffen soll, ist das sogenannte Planning Poker. Einigen wird dieser Begriff vertraut vorkommen, da es häufig beispielsweise in SCRUM oder XP vorkommt. Planning Poker ist ein Verfahren, mit dem mithilfe von Spielkarten innerhalb eines Projektteams gemeinsam Aufwände geschätzt werden. Dabei werden bewusst exponentiell steigende Zahlenreihen (vorzugsweise die Fibonacci-Reihe) genommen, da je höher der Aufwand geschätzt wird, desto unklarer ist der Issue.
Im Grunde ist das Vorgehen schnell erklärt: ein Moderator erklärt das Issue, dann werden offene Fragen beantwortet. Sind diese geklärt, schätzt jedes Teammitglied den Aufwand mithilfe dieser Spielkarten, welche er verdeckt vor sich legt, um dann alle gleichzeitig aufzudecken. Dabei steht die Zahl für keine bestimmte Einheit, sondern ist abstrakt zu betrachten. Unterscheiden sich die Zahlen, begründen diejenigen mit der höchsten und niedrigsten Zahl ihre Entscheidung, woraufhin nochmal geschätzt wird. Der große Vorteil hierbei ist, dass durch die Diskussionen gleichzeitig ein Wissensaustausch entsteht, womit jeder aus dem Team sich der Issues bewusst wird.
Auch wir haben diese Methode intern mal getestet und konnten einige Erfahrungen daraus nehmen. Hier einige Tipps, welche wir nach unserem ersten Poker-Spiel geben können:

  • Diskussionsrunden zeitlich begrenzen. Beim Planning Poker ist es unvermeidlich, dass rege Diskussionen entstehen. Damit der  Zeitrahmen nicht gesprengt wird, sollten diese zeitlich begrenzt sein (z.B. mithilfe eines Timers, ein bis zwei Minuten). Sollte dieser selten eingehalten werden können, muss dafür gesorgt werden, dass nicht zu weit abgeschweift beziehungsweise nicht zu tief in die Thematik eingestiegen wird. Hilft das auch nicht, kann pauschal einfach der Durchschnitt oder der höchste geschätzte Aufwand genommen werden, um nicht zu viel Zeit an einem Issue zu verbringen.
  • Eine Übersicht aller abgegebener Wertungen parallel anzeigen. Während die einen darauf setzen, jedes Issue für sich allein zu betrachten, setzen andere darauf alles stets in Relation zu betrachten. Besonders bei längeren Listen (etwa ab 10-15 Issues) sollte eine Übersicht zur Verfügung gestellt werden, da man gerne vergisst, welche Zahlen für welchen Aufwandsgrad genommen wurden und so eine gewisse Verfälschung des Ergebnisses entsteht.
  • Diskussionen protokollieren. Der eigentliche Kern des Planning Pokers sind die Diskussionsrunden. Durch diese wird der Kenntnisstand der Beteiligten auf ein Level gebracht und Issues oftmals auch präzisiert. Durch eine Protokollierung dieser Diskussionen vermeidet man spätere Unklarheiten während des Projekts und hat womöglich bereits ein grobes Konzept.
  • Bei langen Meetings Pausenintervalle setzen. Hat man eine besonders lange Liste von Issues abzuschätzen, sollte man vorgegebene Pausen ausmachen. Zwar wird beim Planning Poker eine „Kaffeekarte“ empfohlen, doch die Erfahrung zeigt, dass die gern als witziges Gimmick angesehen, jedoch nie ernsthaft gesetzt wird (man möchte ja nicht als einziger eine ernsthafte Schätzrunde zunichte machen 😉 ). Einfacher ist es einfach vorzugeben, dass beispielsweise alle 15 Issues eine Pause eingelegt wird.

Somit hat man mit Planning Poker ein sehr nützliches Werkzeug, um viele Bereiche eines Projekts in eins zu fassen(Briefing der Mitarbeiter, Aufwandsschätzung des Projekts, Issues verfeinern, etc.) und es wird sicherlich nicht unsere letzte interne Pokerrunde gewesen sein :-).