Am Dienstag ist bei der niedersächsischen Polizei die größte Linux-Realisierung Deutschlands gestartet. Das Betriebssystem mit dem Pinguin Tux läuft künftig auf 11.000 neuen PCs in den Amtsstuben des Landes. Der Wechsel zu einem offenen Betriebssystem ist dabei nur ein Baustein bei der Renovierung der polizeilichen Informationstechnik, die die niedersächsischen Ordnungshüter zusammen mit Mummert Consulting realisieren. Auf den neuen Rechnern wird künftig NIVADIS laufen, das niedersächsische Vorgangsbearbeitungs-, Analyse-, Dokumentations- und Informations- System. Die neue IT-Lösung kombiniert erstmals Vorgangsbearbeitung, Recherche, Fahndung und Analyse in einem System, löst damit 23 alte Einzelanwendungen ab und steigert so die Effizienz der Polizeiarbeit.
Medienbrüche, Doppelerfassung, Datenmigration – MIKADO, das alte Computersystem der niedersächsischen Polizei, war technisch und funktional veraltet. Daher entwickeln 70 Mitarbeiter des Polizeiamts für Technik und Beschaffung in Hannover und 50 Experten von Mummert Consulting seit zwei Jahren ein neues System, das alle Prozesse der Polizei zentral unterstützen und den Informationsfluss verbessern soll. Linux war dabei erste Wahl: Das im Internet frei verfügbare Betriebssystem lässt sich auf beliebig vielen Rechnern installieren, ohne dass Lizenzkosten anfallen. Es benötigt darüber hinaus weniger leistungsstarke Rechner als andere Betriebssysteme. Die Polizei ist zudem jetzt unabhängig von den Produktzyklen der Softwarehersteller. Der Grund: Als Linux-Entwickler und -Anwender kann man schnell und unbürokratisch auf das weltweite Netz der Linux-Entwicklergemeinde zurückgreifen.
Das offene Betriebssystem ist nicht nur deutlich preiswerter, es arbeitet auch komfortabler und sicherer: Systemabstürze treten kaum auf. Die Schnittstellen des Betriebssystems bieten darüber hinaus bei der Vergabe von Zugriffsrechten ein hohes Sicherheitsniveau, weil in der Softwarearchitektur Betriebssystemkern, Systemtreiber und Anwendungsprozesse klar voneinander abgegrenzt sind. Das ist insofern von Bedeutung, als die Polizei künftig auch elektronische Personalakten und europäische Fahndungsdaten in das System integrieren will. Dabei kommt es verstärkt auf eine strikte Regelung von Anmeldeprofilen und Zugriffsrechten an. Die interne Organisation der Rechenprozesse erschwert es Hackern deutlich, Systeme zu manipulieren.
Der Hauptvorteil von NIVADIS, das auch auf Microsoft-Betriebssystemen läuft: Einmal eingegeben, können Daten für weitere Vorgänge übernommen und mit externen Datenquellen abgeglichen werden. Das erspart den Polizisten zeit- und kostenintensive Routinearbeiten. Alle operativen Daten sind in einem zentralen Data Warehouse gespeichert. Nach individuellen Anmeldeprofilen stehen den Polizisten zahlreiche in- und externe Informationen zur Verfügung – zum Beispiel für Recherchen, Statistiken und Einsatzplanungen. Die Vorgänge folgen dem Bearbeiter an jeden Arbeitsplatz, können aber auch unter den Behörden elektronisch abgegeben werden. Kataloghilfen und systembasierte Plausibilitätskontrollen sorgen für hohe Datenqualität im System. Je nach Praxisbedarf lassen sich die Analyse- und Recherchemöglichkeiten ergänzen und erweitern. Neben Inter- und Intranetzugang stehen Anwendungen für Textverarbeitung und Tabellenkalkulation zur Verfügung.
Die neue Technik unterstützt bei der niedersächsischen Polizei den organisatorischen Wandel: Zum Beispiel bekommen Polizisten mit häufigem Bürgerkontakt jetzt ein Budget und mehr Eigenverantwortung, um Zielvereinbarungen selbständig umsetzen zu können. Dabei hilft das neue System auch mit einer Controllingfunktion. Technisch und organisatorisch steht die Polizei in Niedersachsen mit NIVADIS an der Spitze aller Bundesländer.

Julian Hein
Julian Hein
Executive Chairman

Julian ist Gründer und Eigentümer der NETWAYS Gruppe und kümmert sich um die strategische Ausrichtung des Unternehmens. Neben seinem technischen und betriebswirtschaftlichen Background ist Julian häufig auch kreativer Kopf und Namensgeber, beispielsweise auch für Icinga. Darüber hinaus ist er als CPO (Chief Plugin Officer) auch für die konzernweite Pluginstrategie verantwortlich und stösst regelmässig auf technische Herausforderungen, die sonst noch kein Mensch zuvor gesehen hat.