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NETWAYS Blog

Amazon ist nicht alternativlos

In den letzten Wochen scheint die Bestellung von Waren bei Amazon für viele im Grunde alternativlos. Nicht wegen der Tatsache, dass ein Verlassen der Wohnung aus bekannten Gründen nicht erlaubt oder gewünscht war, sondern weil Amazon für viele einfach Standard ist. Das uns E-Commerce oder auch der Laden um die Ecke soviel mehr Alternativen bietet als alles bei Amazon zu bestellen, kommt einigen schon garnicht mehr in den Sinn.

Hinzu kommt, dass der geschäftstüchtige Jeff Bezos seit Jahren auch noch überaus erfolgreicher Anbieter von Cloud-Infrastruktur ist. Amazon ist gut, ehrlich gesagt sogar sehr gut. Ihre Innovationen haben nicht nur den IT-Markt revolutioniert und sie schein in irgendeiner Form unausweichlich. Aber können wir das Verhalten von Amazon und seinem CEO mit unseren Vorstellungen in Einklang bringen?

In unserer globalisierten Welt ist es nahezu unmöglich sämtliche Produktions- und Lieferketten für Waren nachzuvollziehen. Natürlich ist es leicht vorstellbar, unter welchen Bedingungen eine Hose für 10 Euro produziert wurde, aber als Konsument kann ich die Recherche vermutlich nicht für jedes Produkt leisten. Hier verlassen wir uns (oft zu unrecht) auf staatliche Kontrollen, Qualitätssiegel und ähnliches und versuchen uns im Idealfall bestmöglich zu verhalten. Zumindest wäre das wünschenswert.

Bei Amazon wissen wir von bescheidenen Arbeitsbedingungen, Kündigung von Kritikern und professioneller Steuerflucht.

Daher die ehrlich gemeinte Frage, ob wir dem Mann weiter Milliarden in den Hintern schieben wollen?

Jeff Bezos hat so unfassbar viel Geld, dass die Vorstellung davon nahezu unmöglich ist. Wer es trotzdem versuchen möchte, sei diese Website wärmstens empfohlen. Ich kann sehr gut damit leben, das andere Menschen erfolgreich sind und dann, meist auch verdient, mehr Geld besitzen. Gerne auch sehr viel mehr Geld. Das wir globale Steuerflucht eines Unternehmens, welches immense Gewinne auf dem Rücken ihrer Mitarbeiter erwirtschaftet, unterstützen ist für mich aber schwer hinzunehmen.

Das zunehmend auch aktiv Steuergelder (Bund, Länder oder die Bahn) in den Hals von AWS und somit von Herrn Bezos geworfen werden, geht mir aber absolut nicht ein. Warum nehmen wir das als Gesellschaft, aber ganz speziell auch als Branche hin?

Wir bescheissen uns doch selbst!

COVID 19 und die über uns hereingebrochene Rezession ermöglichen es, das soziale Gewissen unser Gesellschaft in nie da gewesener Zeitrafferaufnahme zu begutachten. Ein kurzer Abriss:

  • Mir doch egal, bleibt vermutlich in China, oder?!
  • Die Italiener hat es schon übel erwischt 🙁
  • Warum machen die sich bei uns so verrückt?
  • Warum verbieten die bei uns nicht viel mehr?
  • Warum haben die schon nicht im Januar Masken gekauft?
  • Warum lockern die so langsam, ist doch alles überstanden?!
  • ICH WILL NACH MALLE!

Einer muss es aber auf jeden Fall immer richten, der Staat. Der muss uns durch diese Pandemie fahren, Kredite auflegen, Kurzarbeitergeld aufstocken, und gefälligst Masken vor die Haustür liefern. Ist uns im Kollektiv eigentlich noch ein Minimalverständnis dafür geblieben, wo die Kohle herkommt? Irgendjemand muss doch Münzen in den Kreislauf einschmeissen. Wenn wir also Unternehmen unterstützen, die wissentlich und zugegeben auch aufgrund europäischer Unfähigkeit, diesen Kreislauf umgehen, machen wir uns auch schuldig daran, wenn nicht genügend Geld für diejenigen da ist, die es so dringend brauchen.

Klar ist Amazon einer von vielen und leider lässt kaum ein großes Unternehmen die Gelegenheit aus, seine Steuerlast zu reduzieren. Sei es nun Starbucks, Vorwerk, Adidas oder IKEA. Keiner ist jedoch auch in der Digitalbranche so stark verankert wie Amazon.

Wie konnte das passieren?

Aus irgendeinem Grund regt es mich bei Amazon viel mehr auf, als bei allen anderen und ich frage mich seit vielen Wochen warum das so ist. Ich komme zu dem Schluss, dass wir als NETWAYS und auch ich persönlich Amazon zu dem gemacht haben, was es ist. Zu einem Monopolisten, der ganze Marktsegmente kontrolliert und dafür auch noch gefeiert wird. Amazon war über viele Jahre Standard bei mir und die App auf der ersten Seite von Telefon oder Tablet. Eigentlich ist es mir fast unangenehm, wie lange ich deren Verhalten toleriert haben und es keine Konsequenzen nach sich gezogen hat. Damit ist Schluss und ich habe es mir schon seit längerem zur Aufgabe gemacht auch andere davon zu überzeugen. Heute bist DU dran.

Natürlich ist das schwierig und bei der kritischen Auseinandersetzung mit Amazon gibt es eigentlich immer eine oder mehrere von drei Antworten:

  • „Ich würde ja woanders kaufen, aber der Service ist echt gut“
  • „Ich denke es ist Aufgabe des Staates dafür zu sorgen, dass die Steuern zahlen und ihre Mitarbeiter vernünftig behandeln“
  • „Mit AWS sind wir schneller“

Ich würde ja woanders kaufen, aber der Service ist echt gut
Brauchen wir wirkliche alles Prime und am nächsten Tag? Wie viel Alternativen habt ihr schon ausprobiert? Ich bestelle seit einigen Monaten nichts mehr bei Amazon und hab bisher durchwegs gute Erfahrungen gemacht. Gerade in den letzten Wochen wurden vielen Dinge bei anderen Händlern schneller geliefert als bei Amazon. Hinzu kommt, dass Amazon meist nicht über das günstigste Angebot verfügt. Ich nutze zunehmend die Idealo-App um Anbieter zu finden. Ich hab mich ehrlich gesagt nicht damit auseinandergesetzt, wem Idealo gehört oder wer damit Geld verdient (sollte ich vielleicht), aber zumindest bekomme ich so eine Vielzahl an kleinen Händlern und somit auch Steuerzahlen vorgeschlagen.

Ich denke es ist Aufgabe des Staates dafür zu sorgen, dass die Steuern zahlen und ihre Mitarbeiter vernünftig behandeln
Stimmt, da ist schon was dran. Auch wenn ich verstehe wie schwierig politische Kompromissarbeit sein kann, ist es mir selbst ein Rätsel das der Staat und auch Europa solch ein massives Umgehen der Systeme zulässt. Deswegen ist das Unvermögen auf der einen Seite noch lange kein Freispruch für das eigene Handeln.

Ein Gedankenexperiment:

Du hättest zwei Restaurants in deiner Strasse. Das Essen ist ähnlich, aber Du weisst das ein Besitzer es mit den Hygienevorschriften nicht so genau nimmt. Vermutlich würdest Du bei dem anderen kaufen, oder?

Jetzt wäre der Gedanke „Das kann man doch nicht vergleichen, ich will ja nicht krank werden“, erlaubt? Ich denke jedoch auch das es unserer Verantwortung ist dafür zu sorgen, dass unser Staat nicht krank wird. Weder durch Rassisten und Extremisten auf der einen, aber auch Unternehmen, welche Steuerflucht perfektioniert haben, auf der anderen Seite.

Mit AWS sind wir schneller
Es wäre töricht zu bestreiten, das AWS einen guten Job macht. Gerade im Bereich Serverless ist AWS Branchenprimus und wer globale Verfügbarkeit usw. braucht bekommt dort einen guten Dienstleister. Aber ganz ganz viele von Euch brauchen das nicht und nutzen es auch nicht und machen mit traditionellem VM-Geschäft dort  Umsatz. Da wäre es doch schön mal bei einem anderen einzukaufen. Wir nehmen Euer Geld gerne für unsere Dienstleistungen, aber ich freue mich auch wenn es ein anderer Marktbegleiter bekommt, der nach den Regeln spielt.

Um provokant zu sein: Wie können wir Staatshilfen beantragen, wenn wir alle realen und digitalen Waren bei Firmen beziehen, die jedes solidarische System über- bzw. umgehen?

Es ist in unserer Verantwortung Hygieneartikel bei Müller, Rossmann und Co. zu beziehen und das Hosting bei einem regionalen oder europäischen Anbieter zu machen. Ja ich weiss, Amazon ist unfassbar gut und an Service im Retail und Featureset im Cloud-Bereich kaum zu überbieten. Trotzdem muss doch die Frage erlaubt sein, ob das als Grundsatzargument ausreicht um alles was wir wissen bei Seite zu schieben und dort einzukaufen. Zumindest die Frage zu stellen ist doch Teil unserer sozialen Verantwortung.

Wisst ihr, es geht hier nicht um Service, Kundenfreundlichkeit oder gute Produkte. Vielmehr geht es um die Frage, ob wir als Gesellschaft eine solch moderne Sklaverei zulassen, die täglich unsere sozialen Systeme torpediert. Gerade jetzt wo wir als Gesellschaft diese so sehr brauchen.

Bernd Erk
Bernd Erk
CEO

Bernd ist Geschäftsführer der NETWAYS Gruppe und verantwortet die Strategie und das Tagesgeschäft. Bei NETWAYS kümmert er sich eigentlich um alles, was andere nicht machen wollen oder können (meistens eher wollen). Darüber hinaus startete er früher das wöchentliche Lexware-Backup, welches er nun endlich automatisiert hat. So investiert er seine ganze Energie in den Rest der Truppe und versucht für kollektives Glück zu sorgen. In seiner Freizeit macht er mit sinnlosen Ideen seine Frau verrückt und verbündet sich dafür mit seinen beiden Söhnen und seiner Tochter.

Spielen in der Cloud

Für unsere firmeninternen LAN-Parties habe ich vor kurzem eine Möglichkeit gesucht, auf unseren MacBook bzw. Azubi-Notebooks Spiele laufen zu lassen. Diese verfügen leider nur über die üblichen, integrierten Intel-Grafikkarten und sind damit nicht für anspruchsvolle Spiele zu gebrauchen.
Bei meiner Suche bin ich auf die Idee gestoßen, die Spiele auf EC2-Instanzen in der Amazon-Cloud laufen zu lassen. Für wenig Geld (ca. 0,50€/Stunde) lassen sich VMs mit einer NVIDIA GRID K520-Grafikkarte starten.

Zusammen mit Steam In-Home-Streaming und einem Layer-2-Tunnel (damit Steam denkt, dass die VM im gleichen LAN-Segment läuft) lässt sich daraus der perfekte Spielerechner basteln. Dass ich nicht der erste bin, der diesen Plan hatte, zeigen diverse Anleitungen, die einige Details bei der Installation besser erklären, als ich es hier in aller Kürze könnte.
Ich habe das ganze natürlich ausführlich mit Guild Wars 2 getestet (nicht während meiner Arbeitszeit ?) und mir ist nur vereinzelt aufgefallen, dass das Spiel ja gar nicht lokal läuft: Die Steuerung ist absolut verzögerungsfrei und nur bei schnellen Kameraschwenks sieht man für ein paar Millisekunden Kompressionsartefakte.

Cloud Expo Europe in London

Letzte Woche war ich drei Tage in London um die Cloud Expo Europe zu besuchen. Die Konferenz bot neben überwiegend lokalen Ausstellern ein abwechslungsreiches Konferenzprogramm in 5 parallelen Tracks. Etwas dürftig war die Abgrenzung der Räume zum üblichen Messebetrieb, was das Verfolgen der Vorträge teilweise schwierig gestaltete. Für meinen Geschmack war das Programm insgesamt etwas zu vertrieblich gestaltet und mehr als das übliche SaaS, Iaas, Cloud, Services, Storage, Virtualization usw. war den Vorträgen häufig nicht zu entnehmen. Viele Hosting-Provider mühen sich redlich ihre bisherigen Modelle als dynamisches Paket nach außen darzustellen, was jedoch nach der zweiten Fragen häufig Fragen in Bezug auf Datenschutz, Hochverfügbarkeit usw. aufkommen lässt. Wenngleich die Transparenz für den Endkunden und die Steigerung der Flexibilität eine Herausforderung ist, der man sich stellen muss, hat das ganze auch erkennbare Grenzen. In einem Vortrag eines lokalen Providers verstrickte sich der Vortragende bei Fragen in Bezug auf Ressourcenabrechnung zunehmend in Widersprüche und verstand am Ende sein eigenes Business-Modell nicht mehr. Jeder der mal versucht hat etwas komplexere Ressourcen beim Cloud-Meister Amazon und deren AWS-Dienste zu konfigurieren weiss vermutlich was ich meine.
Der Vortrag des Amazon-CTO Dr. Werner Vogels war „dennoch“ der Höhepunkt der Veranstaltung und eine Keynote der Extraklasse. Er referierte über die internen Organisationsstrukturen bei Amazon, aber auch entsprechenden Abgrenzungen zum klassischen Retail-Geschäft um eine Unabhängigkeit der Dienste gegenüber Dritten sicherzustellen. Besonders schön fand ich zu Beginn die Aussage:

We have Amazon AWS for several years, but today we name it cloud-services.

Genau das ist es nämlich bei den meisten Anbietern und bei aller Marketing- und Namespracht darf man nicht enttäuscht sein, wenn am Ende der vertrieblichen Kette einfach ein Server oder eine VM ihren Dienst versieht.

Mit der Migration auf OpenNebula stellten auch wir uns erfolgreich dieser Herausforderung, flexibel Ressourcen anzubieten und kurzfristig auf Trends und Spitzen unserer Kunden zu reagieren. Wie auch immer der ein oder andere Dienst in Zukunft heissen wird; die Frage nach dem Management solcher Infrastrukturen und Implementierung entsprechender Lösungen wird uns auch in den nächsten Jahren weiter beschäftigen.
Auch bei der kommenden OSDC werden wir mit dem Schwerpunkt „Agile Infrastructures“ Antworten auf die hoffentlich meisten Fragen liefern können und freuen uns schon auf die vielen spannenden Vorträge.

Bernd Erk
Bernd Erk
CEO

Bernd ist Geschäftsführer der NETWAYS Gruppe und verantwortet die Strategie und das Tagesgeschäft. Bei NETWAYS kümmert er sich eigentlich um alles, was andere nicht machen wollen oder können (meistens eher wollen). Darüber hinaus startete er früher das wöchentliche Lexware-Backup, welches er nun endlich automatisiert hat. So investiert er seine ganze Energie in den Rest der Truppe und versucht für kollektives Glück zu sorgen. In seiner Freizeit macht er mit sinnlosen Ideen seine Frau verrückt und verbündet sich dafür mit seinen beiden Söhnen und seiner Tochter.

Mal was anderes: check_amazon.pl

Heute mal was in der Kategorie „Nagios für den Privatgebrauch„. Das Nagios nicht nur was für Firmen ist beweist das Plugin check_amazon.pl. Ich habe es durch Zufall beim Stöbern im Internet auf www.nagios-portal.de gefunden. Das Check-Plugin überwacht den Preis eines Artikels bei Amazon.
Eine Einsatzmöglichkeit wäre, sich unterwegs per eMail oder SMS benachrichtigen zu lassen, wenn der Preis eines bestimmten Produkts bei Amazon gesenkt wird. Besitzt man ein iPhone oder ein anderes Telefon mit einem Browser, kann man den Artikel dann gleich bestellen. Klingt gerade jetzt in der Weihnachtszeit sehr praktisch 🙂 Noch witziger wäre das ganze mit einem Eventhandler, der dann gleich automatisch zuschlägt. Das sollte man dann aber besser gut getestet haben, denn die 400 versehentlich bestellten James Bond Collector Boxen dann wieder bei ebay zu verkaufen klingt ganz schön aufwendig.
Zufinden ist das Check-Plugin entweder über diesen Thread auf www.nagios-portal.de oder auf NagiosExchange.