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NETWAYS Blog

The way to Go

Lange Zeit waren die Auftragnehmer der Raumfahrt große Rüstungskonzerne mit eingefahrenen Strukturen und dem entsprechenden Produkten. Die Raketen waren bspw. nicht gerade dazu gedacht, sie wieder zu verwenden. Wahrscheinlich konnte sich kaum einer der Auftraggeber vorstellen, dass das auch ganz anders geht. Und dann kam Elon Musk und hat „mal eben“ SpaceX auf die Beine gestellt… und dann gingen viele Dinge auf einmal viel besser. So ähnlich auch in unserer Branche…
Lange Zeit gab es zwar maschinennahe Programmiersprachen, aber diese waren umständlich in der Handhabung – insbesondere im Hinblick auf die parallele Ausführung mehrerer Aufgaben. Die konstante Größe der Thread-Stacks limitierte zusätzlich die Anzahl der Threads, so dass bspw. das in C++ geschriebene Icinga 2 aktuell die E/A auf einige wenige Threads verteilen muss. Seit 2009 gibt es immerhin NodeJS, das gut und gerne viele E/A-Aufgaben parallel ausführt, aber auch nur diese – für Rechenoperationen steht nur ein Thread zur Verfügung. Zudem sind die Typen und Funktionen dynamisch und damit nicht so maschinennah und performant wie bspw. in C++. Und da saßen die Programmierer bis 2012 zwischen diesen zwei Stühlen. Und dann hat Google 2012 die erste stabile Version von Go veröffentlicht… und damit gingen viele Dinge auf einmal viel besser. So auch mittlerweile bei NETWAYS

Und was macht dieses Go jetzt besser als alle anderen?

Wie mein Kollege Florian sagen würde: „So einiges.“ Aber Scherz beiseite…
Go ist maschinennah – d.h. die Typen und Funktionen sind allesamt statisch und werden wie auch bei bspw. C++ im voraus in Maschinencode umgewandelt – mehr Performance geht nicht.
Go ist einfach (obwohl es maschinennah ist). Die Datentypen sind zwar statisch, also explizit, aber deren Angabe ist nur so explizit wie nötig:

type IcingaStatus struct {
   Name, Description string
}
var IcingaStatusSet = map[uint8]IcingaStatus{
   0: {"OK",       "Alles im grünen Bereich"},
   1: {"WARNING",  "Die Ruhe vor dem Sturm"},
   2: {"CRITICAL", "Sämtliche Infrastruktur im Eimer"},
   3: {"UNKNOWN",  "Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts"},
}

Im gerade gezeigten Beispiel muss der Datentyp der Map-Variable nur einmal angegeben werden. Weder die Typen der enthaltenen Werte, noch deren Felder müssen angegeben werden – sie werden vom Typ der Map abgeleitet. Wer befürchtet, den Überblick zu verlieren, kann auf die IDE GoLand zurückgreifen:

Go ist relativ sicher vor Unfällen (obwohl es maschinennah ist). Bei Zugriff auf eine Stelle eines Arrays, die gar nicht existiert oder unzulässiger Umwandlung von Zeiger-Datentypen wirft Go einen Fehler, um Schäden durch Programmierfehler abzuwenden:

type Laptop struct {
    DvdDrive uint32
}
func (l *Laptop) DoSomethingUseful() {
}
type SmartPhone struct {
    SimSlot uint16
}
func (s *SmartPhone) DoSomethingUseful() {
}
type Computer interface {
    DoSomethingUseful()
}
func main() {
    var computers = []Computer{&Laptop{}, &Laptop{}, &Laptop{}}
    _ = computers[3]
    var computer Computer = &Laptop{}
    _ = computer.(*SmartPhone)
}

Go erledigt von sich aus E/A-Aufgaben effizient (obwohl es nicht NodeJS ist). Aufgaben werden in Go nicht über Threads parallelisiert, sondern über sog. Go-Routinen (das gleiche in grün). Diese werden von Go selbst auf die eigentlichen Threads verteilt. Wenn eine Go-Routine eine blockierende E/A-Operation ausführt, wird diese transparent im Hintergrund vollzogen und eine andere Go-Routine beansprucht währenddessen den Thread.
Der Himmel ist die Grenze der Parallelisierung dank Scheduler und dynamischer Stack-Größe. Die o.g. Verteilung von Go-Routinen auf Threads verantwortet der sog. Scheduler von Go. Dies führt dazu, dass „zu“ viele parallele Aufgaben sich und dem Rest des Systems nicht im Weg stehen. Zudem beansprucht jede Go-Routine nur soviel RAM wie sie auch wirklich braucht, d.h. eigentlich kann ein Programmierer so viele Go-Routinen starten wie er lustig ist (Beispiel). „Eigentlich“ ist genau das richtige Stichwort, denn trotzdem sollte jeder Einzelfall für sich betrachtet werden. Ansonsten macht das OS irgendwann git push --feierabend (Beispiel).
Go geht einfach (daher kommt wahrscheinlich auch der Name). Im Gegensatz zu etablierten maschinennahen Sprachen muss ich mich nicht darum kümmern, dass libfoobar23.dll an der richtigen Stelle in der korrekten Version vorliegt. Das Ergebnis eines Go-Kompiliervorgangs ist eine Binary, die nichtmal gegen libc gelinked ist:

root@576214afd7e6:/# cat example.go
package main
func main() {
}
root@576214afd7e6:/# go build -o example example.go
root@576214afd7e6:/# ./example
root@576214afd7e6:/# ldd ./example
not a dynamic executable
root@576214afd7e6:/#

Alles kann, nichts muss. Go muss ja nicht von heute auf Morgen in sämtlichen Applikationen Anwendung finden. Man kann auch mit einem einzigen Programm anfangen, das nicht heute, jetzt und eigentlich schon vorgestern fertig sein muss. Und selbst wenn nicht alles beim ersten Mal klappt, bieten wir Ihnen gerne maßgeschneidertes Consulting an.

Alexander Klimov
Alexander Klimov
Senior Developer

Alexander hat 2017 seine Ausbildung zum Developer bei NETWAYS erfolgreich abgeschlossen. Als leidenschaftlicher Programmierer und begeisterter Anhänger der Idee freier Software, hat er sich dabei innerhalb kürzester Zeit in die Herzen seiner Kollegen im Development geschlichen. Wäre nicht ausgerechnet Gandhi sein Vorbild, würde er von dort aus daran arbeiten, seinen geheimen Plan, erst die Abteilung und dann die Weltherrschaft an sich zu reißen, zu realisieren - tut er aber nicht. Stattdessen beschreitet er mit der Arbeit an Icinga Web 2 bei uns friedliche Wege.

The Icinga Config Compiler: An Overview

The Icinga configuration format was designed to be easy to use for novice users while at the same time providing more advanced features to expert users. At first glance it might look like a simple key-value configuration format:

object Host "example.icinga.com" {
	import "generic-host"
	address = "203.0.113.17"
	address6 = "2001:db8::17"
}

However, it features quite a bit of functionality that elevates it to the level of scripting languages: variables, functions, control flow (if, for, while) and a whole lot more.

Icinga’s scripting language is used in several places:

  • configuration files
  • API filter expressions
  • auto-generated files used for keeping track of modified attributes

In this post I’d like to show how some of the config machinery works internally.

The vast majority of the config compiler is contained in the lib/config directory. It weighs in at about 4.5% of the entire code base (3059 out of 68851 lines of code as of July 2018). The compiler is made up of three major parts:

Lexer

The lexer (lib/config/config_lexer.ll, based on flex) takes the configuration source code in text form and breaks it up into tokens. In doing so the lexer recognizes all the basic building blocks that make up the language:

  • keywords (e.g. „object“, „for“, „break“) and operators (e.g. >, ==, in)
  • identifiers
  • literals (numbers, strings, booleans)
  • comments

However, it has no understanding of how these tokens fit together syntactically. For that it forwards them to the parser. All in all the lexer is actually quite boring.

Parser/AST

The parser (lib/config/config_parser.yy, based on GNU Bison) takes the tokens from the lexer and tries to figure out whether they represent a valid program. In order to do so it has production rules which define the language’s syntax. As an example here’s one of those rules for „for“ loops:

| T_FOR '(' identifier T_FOLLOWS identifier T_IN rterm ')'
{
        BeginFlowControlBlock(context, FlowControlContinue | FlowControlBreak, true);
}
rterm_scope_require_side_effect
{
        EndFlowControlBlock(context);
        $$ = new ForExpression(*$3, *$5, std::unique_ptr($7), std::unique_ptr($10), @$);
        delete $3;
        delete $5;
}

Here’s a list of some of the terms used in the production rule example:

Symbol Description
T_FOR Literal text „for“.
identifier A valid identifier
T_FOLLOWS Literal text „=>“.
T_IN Literal text „in“.
BeginFlowControlBlock, EndFlowControlBlock These functions enable the use of certain flow control statements which would otherwise not be allowed in code blocks. In this case the „continue“ and „break“ keywords can be used in the loop’s body.
rterm_scope_require_side_effect A code block for which Icinga can’t prove that the last statement doesn’t modify the program state.
An example for a side-effect-free code block would be { 3 } because Icinga can prove that executing its last statement has no effect.

After matching the lexer tokens against its production rules the parser continues by constructing an abstract syntax tree (AST). The AST is an executable representation of the script’s code. Each node in the tree corresponds to an operation which Icinga can perform (e.g. „multiply two numbers“, „create an object“, „retrieve a variable’s value“). Here’s an example of an AST for the expression „2 + 3 * 5“:

Note how the parser supports operator precedence by placing the AddExpression AST node on top of the MultiplyExpression node.

Icinga’s AST supports a total of 52 different AST node types. Here are some of the more interesting ones:

Node Type Description
ArrayExpression An array definition, e.g. [ varName, "3", true ]. Its interior values are also AST nodes.
BreakpointExpression Spawns the script debugger console if Icinga is started with the -X command-line option.
ImportExpression Corresponds to the import keyword which can be used to import another object or template.
LogicalOrExpression Implements the || operator. This is one of the AST node types which don’t necessarily evaluate all of its interior AST nodes, e.g. for true || func() the function call never happens.
SetExpression This is essentially the = operator in its various forms, e.g. host_name = "localhost"

On their own the AST nodes just describe the semantical structure of the script. They don’t actually do anything in terms of performing any real actions.

VM

Icinga contains a virtual machine (in the language sense) for executing AST expressions (mostly lib/config/expression.cpp and lib/config/vmops.hpp). Given a reference to an AST node – such as root node from the example in the previous section – it attempts to evaluate that node. What that means exactly depends on the kind of AST node:

The LiteralExpression class represents bare values (e.g. strings, numbers and boolean literals). Evaluating a LiteralExpression AST node merely yields the value that is stored inside of that node, i.e. no calculation of any kind takes place. On the other hand, the AddExpression and MultiplyExpression AST nodes each have references to two other AST nodes. These are the operands which are used when asking an AddExpression or MultiplyExpression AST node for „their“ value.

Some AST nodes require additional context in order to run. For example a script function needs a way to access its arguments. The VM provides these – and a way to store local variables for the duration of the script’s execution – through an instance of the StackFrame (lib/base/scriptframe.hpp) class.

Future Considerations

All in all the Icinga scripting language is actually fairly simple – at least when compared to other more sophisticated scripting engines like V8. In particular Icinga does not implement any kind of optimization.
A first step would be to get rid of the AST and implement a bytecode interpreter. This would most likely result in a significant performance boost – because it allows us to use the CPU cache much more effectively than with thousands, if not hundreds of thousands AST nodes scattered around the address space. It would also decrease memory usage both directly and indirectly by avoiding memory fragmentation.
However, for now the config compiler seems to be doing its job just fine and is probably one of the most solid parts of the Icinga codebase.

Flapping in Icinga 2.8.0

The author viewing the code for the first time


Flapping detection is a feature many monitoring suites offer. It is mainly used to detect unfortunately chosen thresholds, but can also help in detecting network issues or similar. In most cases two thresholds are used, high and low. If the flapping value, which is the percentage of state changes over a set time, gets higher than the high threshold, it is considered flapping. It will then stay flapping until the value drops below the low threshold.
Naturally Icinga 2 had such a feature, just that it implemented a different approach and didn’t work. For 2.8.0 we decided it was time to finally fix flapping, so I went to investigate. As I said the flapping was working differently from Icinga 1, Shinken, etc. Instead of two thresholds there was just one, instead of one flapping value there were two and they change based on the time since the last check. Broken down it looks like this:

positive; //value for state changes
negate; //value for stable changes
FLAPPING_INTERVAL; //Compile time constant to smoothen the values
OnCheckResult() {
  if (positive + negative > FLAPPING_INTERVAL) {
    pct = (positive + negative - FLAPPING_INTERVAL) / FLAPPING_INTERVAL;
    positive -= pct * positive;
    negative -= pct * negative;
  }
  weight = now - timeOfLastCheck;
  if (stateChange)
    positive += weight;
  else
    negative += weight;
}
IsFlapping() {
  return 100 * positive / (negative + positive);
}

The idea was to have the two flapping values (positive & negative) increase one or the other with every checkresult. Positive for state changes and negative for results which were not state changes, by the time since the last check result. The first problem which arises here, while in most cases the check interval is relatively stable, after a prolonged Icinga outage one of the values could be extremely inflated. Another problem is the degradation of the result, in my tests it took 17 consecutive stable results for a flapping value to calm down.
After some tweaking here and there, I decided it would be wisest to go with the old and proven style Icinga 1 was using. Save the last 20 checkresults, count the state changes and divide them by 20. I took inspiration in the way Shinken handles flapping and added weight to the sate changes, with the most recent one having a value of 1.2 and the 20th (oldest) one of 0.8. The issue of possibly wasting memory on saving the state changes could be resolved by using one integer as a bit array. This way we are actually using slightly less memory now \o/

The above example would then have a value of 39.1%, flapping in the case of default thresholds. More details on the usage and calculation of flapping in Icinga 2 can be found in the documentation once version 2.8.0 is released.

Alt, aber bewährt

Immer wieder geht es in der IT um Vergleiche,  z.B. bei der Web-Entwicklung (NodeJS vs. PHP), der Datenhaltung (MongoDB vs. SQL-Datenbanken) oder auch scheinbaren Kleinigkeiten wie das Einlesen einer Datei in den Arbeitsspeicher.
Letztgenannter Vorgang würde bspw. in der Programmiersprache C unter Linux und anderen POSIX-Systemen wie folgt aussehen (Prüfungen auf Fehler habe ich der Übersichtlichkeit halber weggelassen):

void* read_file(char const *path, size_t *length) {
    int fd;
    struct stat stats;
    void *buf, *pos;
    ssize_t current_read;
    size_t remain;
    
    fd = open(path, O_RDONLY);
    fstat(fd, &stats);
    buf = malloc(stats.st_size);
    pos = buf;
    remain = stats.st_size;
    for (;;) {
        current_read = read(fd, pos, remain);        
        if (current_read == 0) {
            break;
        }
        *(char**)&pos += current_read;
        remain -= (size_t)current_read;
    }
    
    close(fd);
    *length = stats.st_size;
    return buf;
}

Die Alternative dazu wäre die Verwendung von mmap():

void* read_file_via_mmap(char const *path, size_t *length) {
    int fd;
    struct stat stats;
    void *addr, *buf;
    
    fd = open(path, O_RDONLY);
    fstat(fd, &stats);
    addr = mmap(NULL, stats.st_size, PROT_READ, MAP_SHARED, fd, 0);
    buf = malloc(stats.st_size);
    memcpy(buf, addr, stats.st_size);
    munmap(addr, stats.st_size);
    close(fd);
    *length = stats.st_size;
    return buf;
}

Deren Verfechter werben damit, dass die Anzahl der Systemaufrufe pro Datei konstant ist. Dem kann ich nicht widersprechen – die Datei wird mit open() geöffnet und mit mmap() in den Adressbereich integriert. Damit kann auf den Inhalt zugegriffen werden als befände er sich im Arbeitsspeicher. Das ermöglicht das anschließende Kopieren mit Hilfe von memcpy().
Aber das hilft einem nur weiter, wenn das auch tatsächlich messbar Zeit spart – dies ist definitiv nicht der Fall:

aklimov@ws-aklimov:~$ time ./read garbage
real    0m8.108s
user    0m0.000s
sys     0m3.664s
aklimov@ws-aklimov:~$ time ./mmap garbage
real    0m8.099s
user    0m0.652s
sys     0m3.000s
aklimov@ws-aklimov:~$

Das Lesen einer Datei (3 GB) hat im konkreten Fall nicht viel weniger Zeit in Anspruch genommen. Die Verwendung von mmap() hat lediglich ca. 660 Millisekunden von der linken in die rechte Tasche transferiert. Um genau zu sein – die Systemaufrufe der konventionellen Methode (strace):

open("garbage", O_RDONLY)               = 3                                                                                                                                                  
read(3, "\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0"..., 3221225472) = 2147479552                                                      
read(3, "\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0\377\0"..., 1073745920) = 1073745920                                                      
read(3, "", 0)                          = 0
close(3)                                = 0

… vs. mmap():

open("garbage", O_RDONLY)               = 3
mmap(NULL, 3221225472, PROT_READ, MAP_SHARED, 3, 0) = 0x7ff5423c6000
munmap(0x7ff5423c6000, 3221225472)      = 0
close(3)                                = 0

Zwar benötigt die konventionelle Methode im konkreten Fall einen Systemaufruf mehr, aber angesichts der Dateigröße ist das meiner Meinung nach trotzdem vergleichsweise effizient.

Fazit

Nicht alles was glänzt ist auch Gold. Und mit Kaffeesatzlesen ist niemandem geholfen.

Alexander Klimov
Alexander Klimov
Senior Developer

Alexander hat 2017 seine Ausbildung zum Developer bei NETWAYS erfolgreich abgeschlossen. Als leidenschaftlicher Programmierer und begeisterter Anhänger der Idee freier Software, hat er sich dabei innerhalb kürzester Zeit in die Herzen seiner Kollegen im Development geschlichen. Wäre nicht ausgerechnet Gandhi sein Vorbild, würde er von dort aus daran arbeiten, seinen geheimen Plan, erst die Abteilung und dann die Weltherrschaft an sich zu reißen, zu realisieren - tut er aber nicht. Stattdessen beschreitet er mit der Arbeit an Icinga Web 2 bei uns friedliche Wege.

Schwarze Magie für GNU/Linux-Nerds

„Linux ist der beste Virenschutz“, heißt es in „Fachkreisen“. „Installiere Linux und Du wirst fortan ruhiger schlafen können!“ Ähm… falsch.
Ja, Linux ist ein guter Anfang was die Herstellung der Sicherheit auf dem eigenen Rechner betrifft. Aber es hilft einem nichts ohne brain.exe. Vor allem wenn man es mit einem Magier zu tun bekommt…

Mögen die Spiele beginnen!

ps -fu nagios

Wer auf das Monitoring-System Zugriff hat, hat viel Macht.

Wo Bernd recht hat, hat er recht – nicht umsonst nimmt z. B. Gunnars Jabber-Notification-Skript Nutzername und Passwort via Umgebungsvariablen entgegen. Check- und Notification-Skripte, die diesem Beispiel nicht folgen, reißen eine Sicherheitslücke auf, die jeder Systemnutzer ganz einfach ausnutzen kann:

aklimov@icinga2:~$ ps -fu nagios
UID        PID  PPID  C STIME TTY          TIME CMD
nagios    8128     1  0 11:10 ?        00:00:00 /usr/lib/x86_64-linux-gnu/icinga2/sbin/icinga2 --no-stack-rlimit daemon -e /var/log/icinga2/error.log
nagios    8148  8128  0 11:10 ?        00:00:00 /usr/lib/x86_64-linux-gnu/icinga2/sbin/icinga2 --no-stack-rlimit daemon -e /var/log/icinga2/error.log
nagios    8433  8148  0 11:17 ?        00:00:00 /usr/lib/nagios/plugins/check_ping -6 -H ::1 -c 200,15% -w 100,5%
nagios    8434  8433  0 11:17 ?        00:00:00 /bin/ping6 -n -U -w 10 -c 5 ::1
nagios    8435  8148  0 11:17 ?        00:00:00 /usr/lib/nagios/plugins/check_ping -4 -H 127.0.0.1 -c 200,15% -w 100,5%
nagios    8436  8148  0 11:17 ?        00:00:00 /usr/lib/nagios/plugins/check_ping -H 127.0.0.1 -c 5000,100% -w 3000,80%
nagios    8437  8435  0 11:17 ?        00:00:00 /bin/ping -n -U -w 10 -c 5 127.0.0.1
nagios    8438  8436  0 11:17 ?        00:00:00 /bin/ping -n -U -w 30 -c 5 127.0.0.1

Schwarze Magie ist hier noch nicht im Spiel. (Aber dieses Beispiel ist auch nur zum Aufwärmen.)

strace -p

Was tut ein Programm so alles wenn ich gerade mal nicht hinschaue? Um diese Frage zu beantworten, wird nicht zwangsläufig der Quellcode benötigt. In vielen Fällen reicht bereits strace:
aklimov@WS-AKlimov:~$ echo $$  # Prozess-ID der Shell
20901
aklimov@WS-AKlimov:~$ strace -p20901
strace: Process 20901 attached
wait4(-1,

Der Ausgabe können wir entnehmen, dass die Shell gerade darauf wartet, dass ein beliebiger Kindprozess (z. B. strace) sich beendet.
Diese Art der Hexenkunst hat sich bereits rumgesprochen und die Kernel-Entwickler haben ihre Wirkung eingedämmt. Daher konnte ich ohne weiteres nur den Elternprozess von strace als Beispiel nehmen.

gdb -p

Ich erinnere mich noch genau an diese eine AWP-Unterrichtsstunde in der Berufsschule:
Es ging darum, dass ein C/C++-Programm auf mehrere Module aufgeteilt werden kann. Mit dem static-Schlüsselwort sei es möglich, „modulglobale“ Variablen zu erstellen – d. h. Variablen, die zwar global, aber nur für das eigene Modul sichtbar sind. Ein Argument des Lehrers für solche Variablen war allen Ernstes die Sicherheit. Und die Übung zu diesem Thema bestand darin, in einem Modul ein Passwort vor den anderen Modulen zu verbergen.
Wenn der wüsste…
Zunächst starte ich in einem neuen Terminal cat:
aklimov@WS-AKlimov:~$ cat
Damit haben wir auch schon unseren „Opfer“-Prozess, der im konkreten Fall auf eingehende Daten wartet.
Darauf hin öffne ich ein zweites Terminal (mit den gleichen Benutzerrechten!) und starte gdb:
aklimov@WS-AKlimov:~$ ps -ef |grep cat
aklimov  10217 10149  0 12:25 pts/11   00:00:00 cat
aklimov  11088 10298  0 12:26 pts/12   00:00:00 grep cat
aklimov@WS-AKlimov:~$ gdb -p 10217
GNU gdb (Debian 7.11.1-2+b1) 7.11.1
Copyright (C) 2016 Free Software Foundation, Inc.
(...)
Attaching to process 10217
(...)
(gdb)

Die schwarze Magie daran…

… besteht darin, dass ich nun innerhalb dieses Prozesses schalten und walten kann wie ich will. (Und sämtlichen Speicher aller Module auslesen.)
Beispielsweise kann ich den Standard-Eingabe-Datenstrom (Stdin) des Prozesses on-the-fly durch /dev/null ersetzen (ohne ihn zu verlieren):

Aktion (Beschreibung) Aktion (GDB) Datei-Deskriptoren
/dev/null öffnen (gdb) p open("/dev/null", 0)
$1 = 3
0 /dev/pts/1
3 /dev/null
Stdin sichern (gdb) p dup(0)
$2 = 4
0, 4 /dev/pts/1
3 /dev/null
Datenstrom umleiten (gdb) p dup2(3, 0)
$3 = 0
4 /dev/pts/1
0, 3 /dev/null
Redundanten Deskriptor schließen (gdb) p close(3)
$4 = 0
4 /dev/pts/1
0 /dev/null
Programm-Ausführung fortsetzen (gdb) c
Continuing.
[Inferior 1 (process 10217) exited normally]
(gdb)
N/A

Fazit

Linux nimmt einem keinerlei Sicherheitsfragen vollständig ab. Es gibt einem lediglich die Möglichkeit, sich selbst um diese zu kümmern (und sie nicht der NSA zu überlassen).
Gehet hin und sichert euch!

Alexander Klimov
Alexander Klimov
Senior Developer

Alexander hat 2017 seine Ausbildung zum Developer bei NETWAYS erfolgreich abgeschlossen. Als leidenschaftlicher Programmierer und begeisterter Anhänger der Idee freier Software, hat er sich dabei innerhalb kürzester Zeit in die Herzen seiner Kollegen im Development geschlichen. Wäre nicht ausgerechnet Gandhi sein Vorbild, würde er von dort aus daran arbeiten, seinen geheimen Plan, erst die Abteilung und dann die Weltherrschaft an sich zu reißen, zu realisieren - tut er aber nicht. Stattdessen beschreitet er mit der Arbeit an Icinga Web 2 bei uns friedliche Wege.